Arbeitsprogramm / Termine
Paradies für alte Apfelsorten
Rainer Wöber und Helga Amrhein führen durch die Anlage im Trennfurter Tal
Rainer Wöber (links) und Helga Amrhein inmitten des Trennfurter Obstkulturparks.
Foto: Miriam Weitz
»Rücker Blauer«, »Erbacher Weinapfel« oder »Großwallstädter Rosenapfel«: Das sind nur einige der klingenden Namen der etwa 180 alten Apfelsorten, die interessierte Besucher im Obstkulturpark im Klingenberger Stadtteil Trennfurt finden. Gepflegt wird das Areal ohne chemische Keule, möglichst naturnah. Alte abgestorbene Bäume bleiben stehen, um so Insekten, Vögeln und auch Säugetieren als Nahrung und Unterschlupf zu dienen.
Der Natur mehr Raum geben und gleichzeitig etwas für den Erhalt alter Obstsorten tun. Hauptsächlich findet man auf der großen Streuobstwiese des Obstkulturparks Äpfel. Aber auch Birnen- und Pflaumenbäume sind auf dem Areal gepflanzt. Den alten Obstsorten Raum zu geben, ist das erklärte Ziel des 2004 gegründeten Vereins »Obstkulturpark Bayerischer Untermain e.V.« Auf etwa sechs Hektar im Klingenberger Stadtteil Trennfurt findet der Natur-, Apfel- und Obstfreund eine Oase, in der sich nicht nur Menschen wohlfühlen. Dafür sorgen unter anderem mehrere Insektenhotels, eine Benjeshecke oder ein Zauneidechsenbiotop. Ein besonderer Anziehungspunkt für Wanderer und Menschen, die ihre Seele einfach mal baumeln lassen möchten, ist die gemütliche Bank unter der Gründerlinde. Auf dem Gelände stehen derzeit circa 320 Jungbäume und etwa 20 alte Bäume. Apfelbäume haben eine Lebenserwartung von etwa 100 Jahren, bei Birnbäumen sind es etwa 140 Jahre.
»Jeder Baum ist ein Kunstwerk«
»Jeder Baum ist ein Kunstwerk«, betont Rainer Wöber, Vorsitzender des Obst- und Gartenbauvereins Trennfurt und Geschäftsführer des Obstkulturparks. Beide Ämter füllt er in Personalunion aus. Helga Amrhein, Geschäftsführerin des Kreisverbandes Garten und Landschaft im Kreis Miltenberg, ergänzt, dass, wenn man ganz genau hinschaut, die Kronenform eines Baumes auch der Obstform entspricht, die dieser trägt. Die Fachleute fassen zusammen: Ein Apfelbaum wächst nicht einfach aus einem Kern, den man in den Boden pflanzt. Veredelung ist das Stichwort. Jeder Apfelbaum besteht aus drei verschiedenen Teilen. Zuerst kommt das Wurzelwerk, darauf wird der Stamm aufgepfropft und darauf anschließend – wieder per Aufpfropfen – die Krone.
Anfangs, als die Bäume noch in Gärtnereien gekauft werden mussten, gab es bei einigen Apfelbäumen des Obstkulturparks in Trennfurt Überraschungen. Denn nicht immer trugen die Bäume die Sorte Frucht, die sie hätten tragen müssen. Das ist mittlerweile vorbei. Vielmehr tragen die Verantwortlichen im Obstkulturpark nun ihren Teil zur Erhaltung alter Apfelsorten bei. Mitarbeiter des Bundessortenamts kommen regelmäßig vor Ort vorbei und nehmen Zweige der Obstbäume mit, um so den Genpool zu sichern.
Jedes Vereinsmitglied bekommt mit der Beitrittserklärung einen Patenbaum. Damit Baum und Pate zusammenfinden, sind die Bäume mit Namensschildern gekennzeichnet. Auch eine Ernte der Früchte in haushaltsüblichen Mengen ist möglich. Übrigens kann eine Baumpatenschaft auch verschenkt werden. Außerdem bietet der Verein Interessierten Führungen durch den Obstkulturpark an.
Miriam Weitz
Hintergrund: Obstkulturpark Trennfurt
Auf einer Fläche von rund sechs Hektar ist seit 2005 in Trennfurt eine Streuobstanlage mit über 200 vornehmlich einheimischen und alten Kern- und Steinobstsorten entstanden. Der Obstkulturpark befindet sich in der Verlängerung der Ankergasse, jenseits der Umgehungsstraße, westlich hinter der Feldwegkreuzung „Stachus„. Die Zufahrt ist ausgeschildert, ein Parkplatz befindet sich in der Nähe. Noch sind nicht alle alten Apfelsorten auf der großen Streuobstwiese vertreten. Unter anderem werden noch folgende Apfelsorten gesucht: Alzenauer Roter Rambur, Mönchberger Sämling, Blauer Winterapfel, Schippacher Harter Schöner und Niedernberger Grüner.